Ein ganz persönlicher Blick auf den Einstieg in die Selbstständigkeit

Ein ganz persönlicher Blick auf den Einstieg in die Selbstständigkeit

Man nehme: Fleiß, Können, Courage, Disziplin, die richtige Idee, ausdauernde Lebenspartner, Organisationstalent… Das Rezept für die eigene Selbständigkeit hat wohl so einige Zutaten. Da fragt man sich über kurz oder lang: Bin ich wirklich dafür gemacht?

Jimdo Expert Alexander Kerscher kennt dieses Grübeln aus eigener Erfahrung. Im Gastbeitrag schildert er seine Perspektive auf das “Projekt Selbstständigkeit” – hier ist sein persönlicher “Proof of Concept”.


Ein kurzer Rückblick: Als ich im Frühsommer 2006 meine Agentur startete, saß ich bis spät in die Nacht an meinem Schreibtisch, den ich in mein Wohnzimmer geschoben hatte. Hier verfolgte ich Deutschlands “Sommermärchen” und baute eine Webseite nach der anderen.

Ich freute mich über die ersten Aufträge. Freute mich über meine neue zeitliche Freiheit, über die Eigenverantwortung und die Geschwindigkeit, mit der ich Entscheidungen treffen konnte. Es gab mich, der ich in Bermudas und T-Shirt in die Tasten hieb. Und es gab nicht den kleinsten Zweifel daran, dass sich das gut anfühlte – obwohl ich aus wirtschaftlicher Sicht auch zum Erfolg verdammt war.

Heute kann ich sagen: Der Schritt hat sich gelohnt, auch wenn nicht immer alles glatt gelaufen ist. Die vielen Hochs und einige Tiefs der letzten Jahre haben in mir einige Gedanken reifen lassen – drei davon möchte ich in diesem Artikel präsentieren.

 

Erstens: Warum es sich lohnt, berufsbegleitend zu starten

Ein (im Rückblick) goldener Vorteil in meiner Anfangsphase als Selbstständiger war es, dass ich in meinem „neuen Job“ nebenberuflich bereits einige Jahre arbeitete, bevor ich mich in diesem Feld selbstständig gemacht habe. Zum einen hat mir der berufsbegleitende Start ermöglicht, die selbstständige Tätigkeit auszuprobieren: “funktioniert” meine Idee überhaupt?

Zum anderen haben mit die geregelten Einnahmen in der Anfangsphase eine gewisse Sicherheit gegeben, auf die ich ansonsten hätte verzichten müssen. Zwar kostet der berufsbegleitende Start in die Selbstständigkeit viel Freizeit – doch ich kann diesen Weg empfehlen.

Sich nicht von äußeren Umständen beeindrucken lassen

Auch, wenn der nebenberufliche Einstieg in die Selbstständigkeit vieles einfacher macht, gilt es noch einige Hürden zu nehmen. So werden wir in Deutschland – beruflich betrachtet – dazu “erzogen”, Angestellte oder Beamte zu werden und auf Sicherheit zu bauen. Ein wenig pessimistisch gesehen könnte man sagen: Banken beäugen neue Unternehmer gerne misstrauisch und streichen die finanzielle Flexibilität sobald die monatliche Gehaltsüberweisung anderen Geldflüssen weicht.

Ähnlich handeln viele Vermieter, die eine klassische Gehaltsabrechnung nicht selten der Gewinn- und Verlustrechnung von Selbstständigen vorziehen, wenn es um die Vergabe einer Wohnung geht. Und nicht wenige von euch können sicherlich ein Lied von papierreichen Autofinanzierungen oder der komplizierten Suche nach einer neuen Krankenversicherung singen.

Hier gilt es, tief durchzuatmen. Selbständigkeit braucht viel Überzeugung und den unbedingten Willen ein Leben zu führen, das aus beruflicher Sicht betrachtet grundlegend anders und eben besonders ist.

 

Zweitens: Träumen? Ja – aber die Realität im Blick haben

Wenn man eine Idee hat und davon überzeugt ist, kann man schnell den Blick nach links und rechts verlieren – man ist einfach total fokussiert. Dies lässt sich jedoch vermeiden – mit Sparringspartnern: Familienmitglieder, Freunde oder Bekannte, die selber Erfahrung mit einem eigenen Unternehmen haben und mit denen man das eigene Projekt ehrlich diskutieren kann.

So platt es klingen mag, ist mein Rat daher: Redet miteinander! Es macht so richtig Sinn, sich einmal ausführlich und offen mit Menschen auszutauschen, die bereits selbständig ihr Ding machen. Denn andere Perspektiven auf die selbe Sache sind unglaublich hilfreich. Denn neben der Leidenschaft für die Sache geht es vor und während des Starts auch darum, gewisse Fragen zu stellen und sie ehrlich zu beantworten:

Wartet die Welt wirklich auf deinen neuen Uhrenshop? Hast du dein Hunde-Hotel abschließend durchdacht – oder solltest du noch einmal mit dem Vermieter und deinen Nachbarn über die Idee sprechen? Warum noch mal sollen die Youtube-Stars ausgerechnet zu dir kommen, damit du sie vermarktest? Manchmal wollen wir uns gewissen Wahrheiten nur ungerne stellen.

Was sagt die Familie?

Nicht zu unterschätzen ist außerdem, dass die Selbstständigkeit gerade in der Startphase nicht nur ein tolles Gefühl, sondern auch eine große Belastung für Familie, Beziehung und Freunde sein kann.

Aus Erfahrung kann ich sagen, dass es hier klare Absprachen braucht: Wann arbeite ich, wann bin ich ansprechbar und wann kann ich vielleicht auch mal von zu Hause aus arbeiten? Diese Fragen sollten klar geregelt sein – und von einem dann auch eingehalten werden. Versucht hier, (bei aller Euphorie) realistisch zu sein und daheim keine „blühenden Landschaften“ zu verkaufen.

Dafür verdient und bekommt ihr – gerade in anstrengenden Phasen – auch positive Energie und keine „habe ich Dir doch vorher gesagt“-Reden. Gemeinsam genießt man es dann zum Beispiel auch um so mehr, mal spontan einen Nachmittag frei zu nehmen und einen wunderschönen Tag zu genießen.

 

Drittens: persönliche Regeln aufstellen

Bleib gesund und fröhlich!

Oh, welch ein toller Tipp!

…Naja – aber vielleicht ist mehr dran, als viele glauben. Denn erfolgreiche Selbständige planen ihre Freizeit und Ihre Momente ohne Arbeit ebenso präzise, wie ihren Job. Soweit hast Du das sicher schon einmal gehört. Was am Anfang noch albern klingt wird schnell zum Thema, wenn man – ohne es wirklich zu merken – mal eine 60- oder 70-Stunden-Woche hingelegt hat.

Körper und Seele brauchen jetzt mehr denn je einen Rhythmus, den Dir die Arbeit eines Angestellten einfach besser zu geben vermag. Bewegung, etwas Sonnenschein, gesunde Ernährung und regelmäßigen Schlaf, zumal Du nun ganz anderem Stress ausgesetzt sein wirst, als vorher.

Damit es immer spannend, wertvoll und schön bleibt, habe ich für mich drei Regeln gefunden, die seit Anfang an einen wichtigen Teil meiner eigenen Wahrnehmung bilden:

1) Forschung und Entwicklung
: Jeder zweite Freitag in meiner Selbständigkeit gehört nicht den konkreten Jobs, sondern dem Ausprobieren neuer Ideen. So ist zum Beispiel die Reihe “Jimdo Handbuch” entstanden. Oder ich unterhalte mich einfach mit interessanten Personen oder tue völlig andere Dinge.

2) Loslassen können
: Ich habe in den letzten 20 Jahren eine ganze Reihe von Webideen gehabt, und einige von ihnen auch tatsächlich umgesetzt habe. Manche funktionierten und machten mich stolz. Bei anderen musste ich einsehen, dass es aus verschiedenen Gründen nicht passt. Ich habe als Selbständiger gelernt, dass man Ideen wieder loslassen muss, anstatt sich in ihnen festzubeißen. Auch, wenn es weh tut.

3) Nicht gierig sein
: Jeder muss es am Ende für sich selbst beantworten. In meiner Branche sind eine gewisse Gier und knackige Stundensätze gang und gäbe – ebenso gierige Kunden, die glauben die Internetflatrate für die nächsten drei Jahre gebucht zu haben… Darum ist es mir wichtig, für eine faire Leistung einen fairen Lohn zu berechnen und sauber und nachvollziehbar zu kalkulieren. Nicht mehr und nicht weniger. Auch das schafft zufriedene und wiederkehrende Kunden.


Alexander Kerscher ist Gründer von Fruits & Harvest. Die Agentur setzt Internetprojekte verschiedener Größe und Zielsetzung um – von Einzelaufträgen für Privatpersonen bis zu komplexen Webseiten für Unternehmen. Schwerpunktmäßig arbeitet Fruits & Harvest dabei mit Jimdo.

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