Bio-Gurken? In Schutzfolie. Tomaten? Verpackt. Bonbons? Einzeln eingeschweißt. Die Aufzählung ließe sich beliebig lang fortsetzen. Denn Plastikverpackung ist für uns Verbraucher zur Normalität beim alltäglichen Einkauf geworden. Schließlich ist ja auch der grüne Punkt drauf.

Doch können wir dank Recycling-Symbol ein gutes Gewissen haben? Nicht wirklich. Denn nachhaltig wird Plastik dadurch nicht. Darum braucht es andere Lösungen. Insa Dehne von Stückgut Hamburg hat eine: Unverpacktes Einkaufen.


In Talkshows, auf Seite eins in der Zeitung oder in Blogs: Plastikverpackungen sind ein Umweltproblem, das derzeit viel diskutiert wird. Zurecht – schließlich könnte es in wenigen Jahrzehnten soweit sein, dass in unseren Ozeanen mehr Plastikreste schwimmen, als Fische.

Dabei kann jeder etwas dagegen tun. Insa zeigt zusammen mit ihren Mitgründern und dem Projekt Stückgut in Hamburg wie es geht: In ihren Läden verkaufen sie Lebensmittel und allerlei alltägliche Bedarfsgegenstände ganz ohne Verpackungen. Von Pasta über Shampoo bis Zahnseide.

“Wenn jeder ein Bisschen Verpackung reduziert, ist damit sogar noch mehr erreicht, als wenn einige wenige Menschen es hundertprozentig durchziehen”, ist sie überzeugt. Aber warum ist Plastik für unsere Umwelt eigentlich so problematisch?

Warum Recycling Plastik nicht “grün” macht

Als Verbraucher nutzen wir heute ungefähr doppelt so viel Plastik im Haushalt, wie noch vor 20 Jahren. Die Gründe dafür liegen auf der Hand: Plastik ist robust und leicht, hält Lebensmittel lange frisch und ansprechende Verpackungen animieren Kunden zum Kauf.

“Durch den gelben Sack und das Recycling-Symbol bekommt der Verbraucher zudem ein reines Gewissen”, erklärt Insa, die Stückgut Anfang 2017 mitgegründet hat. Genau das ist jedoch eine Milchmädchenrechnung:

So gilt in Deutschland bereits als recycled, was zur Wiederverwertung gesammelt oder vorsortiert wird. Allerdings wird ein großer Teil des gesammelten Mülls letztlich nicht zu neuen Produkten aufbereitet, sondern entsorgt. Kurz gesagt: Was “recycled” wird, findet sich zum Großteil nicht in neuen Produkten wieder.

Wie “unverpackt einkaufen” funktioniert

Wenn wir also verhindern wollen, dass unser Plastikmüll verbrannt wird oder – noch schlimmer – im Meer landet, macht es Sinn, unseren eigenen Verbrauch zu reduzieren. Dafür ist einerseits ein Umdenken beim Verbraucher nötig. Andererseits braucht es Läden, die Produkte auch wirklich unverpackt anbieten.

Stückgut macht genau das: In den inzwischen zwei Hamburger Läden verkaufen die vier Gründer Ware, die unverpackt mitgenommen werden kann oder einfach in mitgebrachte Behälter umgefüllt wird.

Die Kunden können ihre Behältnisse von zu Hause mitbringen oder vor Ort welche erwerben. Diese werden vor dem Einkauf abgewogen und können dann im Laden befüllt werden. Süßigkeiten, Hygieneartikel, Getränke, Haushaltshelfer oder Pasta und Getreide – die Auswahl kann sich sehen lassen.

“Was das Sortiment angeht, hören wir eher die positive Rückmeldung, dass man bei uns einen Großteil des täglichen Bedarfs abdecken kann”, sagt Gründerin Insa.

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Nicht missionarisch – und nicht teuer

So sehr der Ansatz von Stückgut einer Überzeugung folgt, wollen Insa und ihre Mitgründer niemandem einen anderen Lebensstil aufzwingen. “Wir haben nicht die Bestrebungen, dass jeder einen Zero Waste Lebensstil führen sollte”, sagt sie.

Vielmehr gehe es darum, bewusster zu konsumieren und Dinge zu hinterfragen. “Man kann zum Beispiel einfach mal anfangen, Nudeln oder Müsli unverpackt einzukaufen. Oder frisches Gemüse kaufen und selber kochen. Alleine dadurch spart man eine Menge Müll ein.”

Darum sei unverpacktes Einkaufen insgesamt auch nicht unbedingt teurer, als der gewohnte Gang zum Supermarkt. “Putzmittel und Kosmetika zu reduzieren oder auf Hausmittel zurückzugreifen, spart eine Menge Geld”, erklärt Insa. “Wäschewaschen geht zum Beispiel mit Efeu statt mit teurem Waschmittel. Und das ist nur ein Beispiel.”

Stückgut Ottensen: Am Felde 91, Hamburg
Stückgut St. Pauli: in der Rindermarkthalle St. Pauli, Neuer Kamp 31, Hamburg

Eine zweite Filiale auf St. Pauli

Zum Start des Projekts war es erst einmal gar nicht einfach, eine bezahlbare Immobilie in Hamburg zu finden. Doch die vier  Gründer mit ganz unterschiedlichen beruflichen Hintergründen bewiesen Durchhaltevermögen. Im Januar 2017 eröffnet sie dann Hamburgs ersten verpackungsfreien Laden im Stadtteil Ottensen.

Neben dem Einkaufsladen bietet Stückgut inzwischen auch regelmäßige Workshops und einen Stammtisch an. “Die Resonanz darauf ist sehr positiv – leider haben wir nicht so viel Platz bei uns im Laden. Einige Themen sind immer schnell ausgebucht, zum Beispiel unsere Kleidertauschpartys”, sagt Insa.

Hier findet ihr aktuelle Veranstaltungen von Stückgut in Hamburg

Vor kurzem hat Stückgut nun sogar einen zweiten Laden in der “Rindermarkthalle” aufgemacht. Der Standort angrenzend ans angesagte Schanzen- und Karoviertel scheint perfekt gewählt – und zeigt auch, dass die Gründer noch viel Potenzial für ihre Idee sehen.

Müll vermeiden – das kann jeder

Zu wie vielen Prozent Insa selber verpackungsfrei einkauft, ist sie sich nicht sicher. “Schwierig zu sagen in Prozent. Aber ich bin weit entfernt davon, müllfrei zu leben”, meint sie. Doch um die komplette Müllfreiheit gehe es ja auch gar nicht.

Anstatt auf die Politik zu warten, haben Insa und Mitgründer einen großen ersten Schritt gemacht – den jeder Verbraucher mehr oder weniger mitgehen kann.

Indem man bewusst zu Produkten ohne Folie greife, sei eben schon viel getan. Bei Stückgut geht das ganz einfach – zum Beispiel bei den Bestsellern im Sortiment, die (fast) jeder alltäglich nutzt: Haferflocken und Haarshampoo.


Viele Grüße

Markus

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Markus Bruhn
Markus ist Redakteur und kümmert sich um den Bereich Text und Social Media bei Jimdo. Zuvor war er für verschiedene Medien und Unternehmen in den Bereichen E-Commerce, Mobilität und Sport tätig. Ansonsten beschäftigt er sich vor allem mit Fußball, Musik und guten Büchern.
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